Godehard Lietzow zu seinen Werken der Ausstellung "Schwingungen -
Bilder, Farblichtbilder"Galerie Hartmann & Noé Berlin 2003
Die Ausstellung ist unter den Titel "Schwingungen" gestellt. Gezeigt werden gemalte und fotografische Bilder. Bei den letztgenannten spreche ich lieber von Lichtbildern - in diesem Falle von Farblichtbildern - als von Fotografoen oder Fotos.
"Schwingungen" meint: Vibrationen, Wellen, wiederkehrende Bewegungsimpulse und ihre Festhaltung in Bildern und Farblichtbildern. In den gemalten Bildern sind dies die visuellen Vibrationen, die im lebendigen Malprozess selbst begründet sind: Farbbewegungen, Pinselschwünge,dazu die sichtbaren Wellenschwankungen zwischen Farbe und Farbe und die unterschiedlichen Frequenzen des Lichts. Inhaltlich sind Schwingungen bei diagonal komponierten "Farbstürzen" und "Fließschnellen" festzumachen - wenige Beispiele und vorläufiger Abschlusseiner umfassenden und weit über 10 Jahre reichenden malerischen Erörterung des Themas "Element Wasser" (oft parallel zur Erörterung des Themas "Element Feuer") - sowie bei den neueren Bildern mit dem zusammenfassenden Titel "Horizonte": waagerecht schwingende Farbstrukturen, die Landschaft und Raum oder freie malerische Spiegelung in der Fläche assoziieren. "Horizonte und landschaftliche Ereignisse" hieß eine meiner Ausstellungen 1989, in der ich horizontal strukturierte Aquarelle und Zeichnungen aus der Zeit 1976-1977 zeigte. Nach fast 30 Jahren die Rückkehr, richtiger: die malerische Neuintonierung eines früheren Themas - wenn man so will: eines subjektiven Leitmotivs.
Seit 1996 hat sich zur Malerei und Zeichnung die intensive Beschäftigung mit dem Fotoapparat gesellt. Das Resultat: eine mich immer wieder begeisternde Neusichtung, Neufindung längst bekannt geglaubter Visualitäten und ein spielerischer Umgang mit den Möglichkeiten des Mediums. Entstanden sind zahlreiche Lichtbild-Folgen. Einige Beispiele aus den Suiten
"Bewegter Silberspiegel", "Lunare Zeichen" und "Electric Night" wurden für diese Ausstellung ausgewählt. Im Einzelnen sind Bilder geschaffen - assoziative Bilder, keine Realitätsdokumentationen, keine ausdrucksgesteigerten Psycho-Recherchen.
Die freie Poesie, ganz generell wohl die vorrangig treibende Kraft meines Tuns, motiviert auch beim Fotografieren. Beim Blick durch das Okular treiben Bilder ein, oft malerisch abstrakte Bilder, oft nur Details der später additiv gestalteten Farblichtbilder. Begleiterin ist nicht selten die Heiterkeit.
Mit der bewegten Kamera eröffneten sich neue fotografische Möglichkeiten in Lichtzeichnungen wie "Lunare Zeichen" oder "Electric Night".Diese stellen, um die Heiterkeit an den Betrachter weiterzureichen, meine leider noch nicht entschlüsselten Mond-Hieroglyphen dar und die Zeichen einer neuen Urban-Poesie.
Das neue Jahrhundert. Vivat, crescat, floreat!
Und der heilige Paul Klee stehe mir weiterhin bei.
Godehard Lietzow
2003