Peter Hans Göpfert:
"Deutlich der Figur zugewandt", in Berliner Morgenpost, Berlin, 18.6.1982
Berliner Morgenpost
16. Juni 1982
Deutlich der Figur zugewandt
"Als Godehard Lietzow vor bald drei Jahren, erst dem kritischen, dann dem händlerischen Metier untreu, erstmals mit eigenen künstlerischen Arbeiten an die Öffentlichkeit trat, beeindruckten vor allem seine Aquarelle. Zeichnung und Malerei harmoniertenin musikalische gestimmter Zeichenhaftigkeit.
Die jetzige Ausstellung nun zeigt Lietzow deutlich der Figur zugewandt. Mit Feder und Tusche zeichnend, sensibel, projeziert er Sitzende, Stehende, Laufende. Befangen in der Unvollkommenheit des Torsos, erscheinen diese in der Moderne lebenden Figuren zugleich als archaische Zeichen. Sie stehen in zeitloser Melnancholie. Köpfe und Beine sind in der Vereinzelung gleichsam als zeitgemäße Höhlenzeichnungen aufs Blatt gesetzt.
Lietzow – ein Ästhet der Verfeinerung und atmosphärischen Färbung. Die Mannesgestalten präsentieren sich als Umriss , als bizarre Silhouette, mitunter skelettiert aufgebaut. In der Zuordnung der einzelnen Teile, im Nebeneinander von dichteren und offenen Partien scheinen diese Figuren beinahe als Plastiken gedacht. Ein Knieender mit Helm dient der Ausstellung als Emblem.
Die neuen Zeichnungen zeigen zeigen Lietzow in nervöser Andeutung, in der Geste suchender Figuration – weit mehr als bei den valeurreichen und geduldigeren Aquarellen."
Peter Hans Göpfert
[ zurück zur Liste ]